Seit 150 Jahren gibt es Unterricht auf Distanz. Das akademische Fernstudium hat sich in Deutschland seit den 70er Jahren mit Gründung der FernUniversität in Hagen durchgesetzt. Anfangs wurden nur einzelne Studiengänge im Fernstudium angeboten, heute gibt es mehrere Fernhochschulen in Deutschland mit Dutzenden akademischen Fernstudiengänge aller Fachbereiche. Auch bieten immer mehr Präsenzhochschulen zusätzlich Studiengänge im Online-Studium an. Für die Weiterbildung im Fernstudium stehen Hunderte staatlich zugelassene Fernkurse zwahlreicher privater Institute zur Wahl.
Fernlehre gibt es schon wesentlich länger als die digitalen Medien. Ein bis heute prägendes Modell hat Issac Pitman vor rund 150 Jahren in England entwickelt: das so genannte "Correspandance Education Model" mit gedruckten Lehrbriefen und Einsendeaufgaben für die Fernstudenten. Die wurden korrigiert und an den Fernlernenden zurückgeschickt. Auch heute verwenden gerade Weiterbildungsanbieter noch dieses Modell, zunehmend werden die Materialien aber zusätzlich digital bereitgestellt. 1974 wurde in Deutschland die FernUniversität in Hagen gegründet als (immer noch) einzige staatliche Fern-Universität Deutschlands. 1975 nahm sie den Studienbetrieb in drei Fachbereichen mit 1.330 Studierenden auf. 2002 erreichte die Zahl der eingeschrieben Fernstudierenden und im Wintersemester 2016/17 sind es über 76.000 Studierende. Wie in allen Fernstudiengängen ist ein Großteil der Fernstudenten (hier 80 Prozent) berufstätig.
Seit den 80er Jahren folgten Gründungen privater Fernhochschulen, wie der AKAD-Privat-Hochschulen oder der Hamburger Fernhochschule. Die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) gibt es seit 1978. Sie entscheidet unter anderem über die Zulassung von neuen Fernstudiengängen. In den 70er und 80er Jahren gab es aus Sicht der Lehre eine neue Richtung: die Hochschulen setzten Radio und Fernsehen für die Fernlehre ein und zum ersten Mal kamen Studienzentren vor Ort zum Einsatz. In den 80ern folgten zudem erste Versuche mit Bildschirmtext (BTX). In den 90ern entstand dann ein regelrechter E-Learning-Boom (CD-ROM/Internet), das ganze Fernstudium sollte nun virtuell ablaufen.
Entsprechend verbreiteten sich Ende der 1990er Jahre im deutschsprachigen Raum Initiativen, die eine internetbasierte Hochschullehre anboten. Sie bezeichnet man als "Virtuelle Universität" oder "Virtuelle Hochschule". Erfolgreiche Beispiele aus den USA (wie an der Phoenix University) wollte man in eigene Projekte umsetzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte diese Bestrebungen auf Bundesebene sowie die Kultusministerien der Länder auf Länderebene. Auch einzelne Hochschulen starteten entsprechende Projekte. Einige der in dieser Zeit und später entstandenen Organisationen sind wirklich "virtuell", da sie nur als lose Verbindung von Universitäten, Instituten oder Abteilungen bestehen, die gemeinsam eine Anzahl von Kursen über das Internet anbieten. Andere hingegen sind reale Organisationen im Namen der geltenden Gesetze und nennen sich virtuell, weil sie nur im Internet erscheinen.
Mittlerweile sind Schlagworte des so genannten Web 2.0 auch im Lernzusammenhang entscheidend. Über Lernplattformen beziehungsweise so genannte Lernmanagement-Systeme stellen Dozenten (multimediales) Material bereit, halten Veranstaltungen ab. Hier findet auch Austausch zwischen den Studenten statt. Fernstudenten sammeln in E-Portfolios von ihnen erstellte Arbeiten, können sie zeigen und diskutieren. Von den 90ern an war also "E-Learning" das Schlagwort in der Fernlehre. Zudem entwickelte sich das Modell des Blended-Learning, das die Vorteile vom Fern- und Präsenzstudium verbindet, indem das Fernstudium zu Hause durch Präsenzveranstaltungen in Studienzentren des Ferninstituts oder der Hochschule ergänzt wird. Sozialer Austausch waren so direkt möglich und die Vermittlung von Studieninhalten, denen im Fernstudium Grenzen gesetzt sind.